Schreier, H.:
Die neue KJM-Reihe ‘European Essays on Nature and Landscape’ versammelt Autorinnen- und Autorentexte über Landschaften und Naturphänomene, wo wir leben. So kurz diese Titel sind, so weit darf der Inhalt ausgrei-fen. Die Autorinnen und Autoren haben freies Spiel. Helmut Schreier, emeritierter Professor für Hochschulpäda-gogik an der Universität Hamburg, hat die Gelegenheit auf seine Art genutzt und lädt uns mit einem schönen und lehrreichen Buch zu ausführlichen Waldspaziergängen ein. Diese fünf persönlichen, naturphilosophischen Streifzüge führen hauptsächlich durch norddeutsche Landschaften und Wälder und ihre Vergangenheit. Der Autor bezieht sich dabei auch auf Erkenntnisse von Naturwissenschaft und Philosophie aus aller Welt. Forstgeschichte trifft dabei auf Poesie, Menschengeschichte auf Erkenntnis. Neue und alte Forstanbaumethoden werden durch-leuchtet. Daraus ergibt sich eine literarische Reise, die übrigens leicht auch real gemacht werden kann. Offizielle Forschungsergebnisse über das Vernetztsein der Waldgemeinschaften machen das Buch lesenswert für uns Dendrologinnen und Dendrologen. Norddeutschland ist Haupthandlungsort, von Ost nach West, im Niedersäch-sischen Elbtal entlang. Als roter Faden führt uns der Erzähler zwischen den Orten von Schloss Gartow zum Jagdschloss Göhrde. Zwischen zwei Jahrhunderten. Bald wird klar, was leicht vergessen geht: Das Forstwissen und -handeln aus dem 18. Jahrhundert beeinflusst die jetzige Gestalt dieser Landschaft. Das vorliegende Buch wird so zu einem wertvollen Zeitzeugen der norddeutschen Landschaften, will uns aber auch die Augen für unse-re eigene Umgebung öffnen.
Nach der Lektüre dieses Essays fällt es mir schwer, nicht sofort nach Norddeutschland zu fahren, um in der Hei-delandschaft, in alten Eichenforsten, auf Binnendünen oder in Hutewäldern zu spazieren. Ich behelfe mich mit Spaziergängen in der Umgebung, um sie dem Anliegen dieses Buches entsprechend neu mit offenen Sinnen zu schauen und zu spüren!
Edith Zemp